Gedanken von Pfarrer Josef Most zur Kreuzweihe in Grub am 31. Mai 2004 |
Da konnte ein Lehrer das Kreuz und den Gekreuzigten nicht mehr sehen. Er klagte. Er wollte das Kreuz aus den Räumen, in denen er unterrichtet, entfernen lassen. In letzter Instanz hat er sogar Recht bekommen. Die Richter muten ihm nicht länger zu, dem Kreuz während des Unterrichts begegnen zu müssen. Viele waren über das Urteil empört. Wenn das Kreuz den Herrn Lehrer so stark belastet, warum verändert er sich nicht? Er könnte in die neuen Bundesländer gehen, da würde ihm das Kreuz im Klassenzimmer so wenig begegnen wie draußen auf den Feldern. Diese Möglichkeit hat weder er selbst noch haben sie die Richter in Betracht gezogen. Die Richter meinten zwar, es handle sich um eine Einzelentscheidung, aber die Zustimmung zu dem Urteil durch die Sprecherin der bayerischen Grünen und den Vorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft lassen erkennen, dass sich am Kreuz die Geister scheiden. Heute, da wir vor dem neuen Kreuz in Grub stehen, kann es für uns Anlass sein, darüber nachzudenken, was uns das Kreuz bedeutet. Ist es nur das Symbol für unsere christlich-abendländische Kultur? Gehört es zu Bayern wie Lederhose und Schuhplattler? Oder ist es ein klares Bekenntnis zu Jesus Christus, der uns am Kreuz erlöst hat? Der Lehrer aus Pfaffenhofen ist nicht der einzige, der dem Bild des Leidens und Sterbens ausweichen möchte. Aus manchen Wohnungen ist das Kreuz verschwunden. Es wird nicht vermisst. Im Kinderzimmer will man kein Kreuz. Im Wohnzimmer passt das Kreuz nicht. Für das Schlafzimmer möchte man Bilder zum Träumen. Hat der stillschweigende Auszug des Kreuzes aus unserem Alltag bereits begonnen? Ja, was bedeutet uns das Kreuz? Was bedeutet uns der Gekreuzigte? Das Kreuz ist die Antwort auf die Sünde des Menschen. Das Kreuz ist die Antwort auf die Gottvergessenheit der Welt.. Wir hören den Schmerzensschrei Jesu: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Mt 27,46) Alle, die an Jesus glauben,
sehen im Kreuz den Schlüssel zum Himmel. Der Aufblick zum Kreuz hat
unzähligen Kranken geholfen, ihre Leiden zu tragen, denn sie spürten, Jesus
geht den Weg des Leidens mit. Viel Segen möge ausgehen vom neuen Kreuz hier in der Dorfmitte von Grub. Zum Abschluss der Dorferneuerung mit den jetzt sauberen und schönen Straßen fand es hier am Brunnen seinen würdigen Platz. Schon von weitem strahlt es und möchte es uns daran erinnern, an wen wir glauben, und durch wen wir leben: Durch den gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus. Und mit Hilfe der Gottesmutter Maria, die unter dem Kreuz stand und aushielt und dabei von Jesus uns allen zur Mutter gegeben wurde. So ist es mein ehrliches
Bedürfnis, dass ich für die Initiative herzlich Dank sage: Liebe Gruber, ihr könnt
stolz sein: Ihr habt jetzt in Eurem Dorf eine Mitte, die ausstrahlt auf alle
Häuser und Bewohner.
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