Predigt zur Jubelkommunion am 23.04.2005

Liebe Jubelkommunikanten, liebe Schwestern und Brüder!

Was für bewegende, interessante Wochen erleben wir zur Zeit in unserer Kirche! Zunächst der Tod und der schwere Abschied vom so beliebten und geschätzten Papst Johannes Paul II. Dann jetzt in dieser Woche am Dienstagabend die große Überraschung: Nach fast 1000 Jahren wird ein Deutscher auf den Stuhl Petri, als Stellvertreter Christi gewählt. Kardinal Ratzinger ist ein uns sehr bekannter Papst, vor allem auch mir. Als er von 1969 bis 1977 Professor für Dogmatik an der Universität Regensburg war, durfte ich bei ihm studieren, also sein Schüler sein, was mich sicher auch für meinen weiteren Lebensweg geprägt hat. Er hat mir nach Bischof Rudolf Graber bei der Priesterweihe auch die Hände aufgelegt. Sie können die Freude und Begeisterung verstehen, die mich bei der Nachricht der Wahl erfüllt hat und heute noch erfüllt.

Benedikt XVI. hat er sich genannt. Das ist mehr als ein Name, das ist ein Programm! Benedikt heißt: „Gesegneter“. Möge er alle Tage ein von Gott Gesegneter sein. Möge er uns zum Segen werden, unserer Kirche, die z. Zt. als Schiff durch recht unruhige Wasser steuert. Ich glaube, dass er zu dieser Zeit der richtige Papst ist, weil er – wie es der Oberrabiner von Rom richtig ausgedrückt hat – ein „Gigant des Geistes“ ist, ein Mann, der die Strömungen der Zeit wahrnimmt, durchschaut und entsprechend darauf antworten kann und wird. Möge er für uns der Fels sein, an dem wir uns festhalten können. Möge er ein wahrer Zeuge für Christus sein, auf den wir schauen können.

Liebe Jubelkommunikaten,
da wir heute uns versammelt haben, um an das Fest der Erstkommunion zu denken, können wir nicht anders, als uns auch der langen Zeit bewusst werden, die wir seitdem in Kirche und Zeit erlebt haben. Gerade an den Pontifikaten der Päpste sehen wir, wie jeder in seiner Zeit zu einer Größe geworden ist: angefangen vom Pius XII., Johannes dem XXIII., Johannes Paul I. und dem II.  bis zum neuen Papst. Immer geht es darum, in dieser Zeit Christ zu sein und sich dabei durch die Speise Jesu Christi zu stärken für die Aufgaben des Alltags. Jesus hat uns dieses Vermächtnis seiner Liebe hinterlassen, damit er bei uns sein kann auf eine Weise, wie sie nicht schöner und besser sein kann: Durch die Mahlgemeinschaft mit ihm und mit der jeweils versammelten Gemeinde.

Heute hat uns Jesus im Evangelium gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“.

„Ich bin der Weg". Das heißt für uns: Geh den Weg Jesu nach oder wie es Jesus sagt: „Folge mir nach!" Schaue und höre, welch gute Nachricht Jesus anbietet für dein Leben und versuche das in deinem Leben umzusetzen, was du davon verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist, dann tu das Wenige, aber tu es! Jesus ist uns mit gutem Beispiel vorangegangen und hat uns gezeigt, wohin dieser Weg führt. So gibt Jesus an dieser Stelle der Abschiedsreden eine Antwort auf die Fragen seiner Gemeindemitglieder: Wo ist Jesus jetzt und wie können auch wir dorthin gelangen. Jesus hat Menschen Mut gemacht, Ja zu sagen zu sich und ihren Lebensumständen, sich auszusöhnen mit den eigenen Dunkelheiten, mit den Mitmenschen und sich von Gott die Versöhnung schenken zu lassen. Denn nur so kann der innere Friede gefunden werden: Friede mit sich selbst, den Mitmenschen und mit Gott. Diesen Weg gehen bedeutet, die von Jesus vorbereiteten Wohnungen zu erhalten.

Jesus sagt: „Ich bin die Wahrheit." Vertrau mir! Wenn du dich auf mein Wort verlässt, dann bist du nicht verlassen, sondern hinein genommen in diese Beziehung mit dem Vater im Himmel. Wenn du glauben kannst, dass du das immer geliebte Kind meines und deines Vaters im Himmel bist, dann brauchst du keine Angst haben, dein Leben wird gelingen. Dafür verbürgt sich Jesus, wenn er sagt: „Ich bin die Wahrheit!" Bei diesen Wohnungen gibt es keine Enttäuschungen bezüglich Standard oder Größe oder was auch immer eine Rolle spielen mag, weil Jesus die Wahrheit sagt und uns nicht täuscht. Wir werden bei Gott sein, dafür steht Jesus mit seiner Botschaft ein.

„Ich bin das Leben!" Jesus sagt, ich lade dich ein, das Leben zu finden. Jetzt schon ist das Reich Gottes mitten in dir und unter euch. Wer sich auf den Weg Jesu einlassen kann, wer ihm vertraut, dass er die Wahrheit sagt und uns nicht in die Irre führt, wird das Leben finden. Und er wird die Wohnung bei Gott erhalten, die Jesus verheißt. Jesus spricht aber nicht nur allgemein vom Leben, sondern sogar vom „Leben in Fülle". Und wiederum können wir die Bedeutung dieses Begriffes an seinem Leben ablesen: Er war bei Menschen in Freud und Leid, hat ihr Leben geteilt und sich mitgeteilt als „Gott mit uns". Besonders bei denen im Dunkeln, bei den Verachteten, Schwachen, Kleinen, Aussätzigen, Sündern, Dirnen, Zöllnern, Kranken, den Sterbenden, Trauernden und sogar den Toten bei all denen am Rand des religiösen oder gesellschaftlichen Lebens hat er sein Licht leuchten lassen. Er kam als das wahre Licht in die Welt und hat allen, die ihn aufnahmen, Macht gegeben, Kinder Gottes zu werden. Kinder wohnen bis zu einem bestimmten Alter bei den Eltern. Zumindest sollten sie dort wohnen, wo sie sich wohl fühlen und groß werden können. und wo werden Kinder Gottes wohnen? Doch sicher beim Vater im Himmel - oder nicht?

Unsere Sicherheit ist das von Jesus verkündete Vertrauen, dass Gott uns annimmt wie ein geliebtes Kind mit unseren Stärken und unseren Schwächen. Seine Barmherzigkeit gibt uns das Zutrauen, dass wir zu unseren Fehlern stehen und uns ändern können, weil er will, dass unser Leben hier schon auf dieser Welt gelingt. Und dass unser Leben einmünden wird in seine Herrlichkeit. Wer in seinem Alltag versucht Jesus nachzufolgen, wird von Jesus dort hingeholt werden, wo er selbst ist, nämlich zum Vater.

Diesen Weg mit Jesus zum Vater gehen ist nicht auf die Zeit nach unserem irdischen Leben begrenzt. Hier und Heute gelten die Wort der Emmausjünger: „Herr, bleibe bei uns!" Jetzt schon sind wir Kinder Gottes und mit all unserem Tun gehen wir schon heute den Weg zum Vater. Amen.