Predigt von Pfr. Josef Most zum St. Georgsfest in Etzgersrieth am 24.April 2005

 

Liebe Etzgersriether, Schwestern und Brüder!

 

Was für bewegende, interessante Wochen erleben wir zur Zeit in unserer Kirche! Zunächst der Tod und der schwere Abschied vom so beliebten und geschätzten Papst Johannes Paul II. Dann jetzt in dieser Woche am Dienstagabend die große Überraschung: Nach fast 1000 Jahren wird ein Deutscher auf den Stuhl Petri, als Stellvertreter Christi gewählt. Kardinal Ratzinger ist ein uns sehr bekannter Papst, vor allem auch mir. Als er von 1969 bis 1977 Professor für Dogmatik an der Universität Regensburg war, durfte ich bei ihm studieren, also sein Schüler sein, was mich sicher auch für meinen weiteren Lebensweg geprägt hat. Er hat mir nach Bischof Rudolf Graber bei der Priesterweihe auch die Hände aufgelegt. Sie können die Freude und Begeisterung verstehen, die mich bei der Nachricht der Wahl erfüllt hat und heute noch erfüllt.

Benedikt XVI. hat er sich genannt. Das ist mehr als ein Name, das ist ein Programm! Benedikt heißt: „Gesegneter“. Möge er alle Tage ein von Gott Gesegneter sein. Möge er uns zum Segen werden, unserer Kirche, die z. Zt. als Schiff durch recht unruhige Wasser steuert. Ich glaube, dass er zu dieser Zeit der richtige Papst ist, weil er – wie es der Oberrabiner von Rom richtig ausgedrückt hat – ein „Gigant des Geistes“ ist, ein Mann, der die Strömungen der Zeit wahrnimmt, durchschaut und entsprechend darauf antworten kann und wird. Möge er für uns der Fels sein, an dem wir uns festhalten können. Möge er ein wahrer Zeuge für Christus sein, auf den wir schauen können.

 

Heute hat uns Jesus im Evangelium gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“.

„Ich bin der Weg". Das heißt für uns: Geh den Weg Jesu nach oder wie es Jesus sagt: „Folge mir nach!" Schaue und höre, welch gute Nachricht Jesus anbietet für dein Leben und versuche das in deinem Leben umzusetzen, was du davon verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist, dann tu das Wenige, aber tu es! Jesus ist uns mit gutem Beispiel vorangegangen und hat uns gezeigt, wohin dieser Weg führt. So gibt Jesus an dieser Stelle der Abschiedsreden eine Antwort auf die Fragen seiner Gemeindemitglieder: Wo ist Jesus jetzt und wie können auch wir dorthin gelangen. Jesus hat Menschen Mut gemacht, Ja zu sagen zu sich und ihren Lebensumständen, sich auszusöhnen mit den eigenen Dunkelheiten, mit den Mitmenschen und sich von Gott die Versöhnung schenken zu lassen. Denn nur so kann der innere Friede gefunden werden: Friede mit sich selbst, den Mitmenschen und mit Gott. Diesen Weg gehen bedeutet, die von Jesus vorbereiteten Wohnungen zu erhalten.

 

Jesus sagt: „Ich bin die Wahrheit." Vertrau mir! Wenn du dich auf mein Wort verlässt, dann bist du nicht verlassen, sondern hinein genommen in diese Beziehung mit dem Vater im Himmel. Wenn du glauben kannst, dass du das immer geliebte Kind meines und deines Vaters im Himmel bist, dann brauchst du keine Angst haben, dein Leben wird gelingen. Dafür verbürgt sich Jesus, wenn er sagt: „Ich bin die Wahrheit!" Bei diesen Wohnungen gibt es keine Enttäuschungen bezüglich Standard oder Größe oder was auch immer eine Rolle spielen mag, weil Jesus die Wahrheit sagt und uns nicht täuscht.

 

„Ich bin das Leben!" Jesus sagt, ich lade dich ein, das Leben zu finden. Jetzt schon ist das Reich Gottes mitten in dir und unter euch. Wer sich auf den Weg Jesu einlassen kann, wer ihm vertraut, dass er die Wahrheit sagt und uns nicht in die Irre führt, wird das Leben finden. Und er wird die Wohnung bei Gott erhalten, die Jesus verheißt. Jesus spricht aber nicht nur allgemein vom Leben, sondern sogar vom „Leben in Fülle". Und wiederum können wir die Bedeutung dieses Begriffes an seinem Leben ablesen: Er war bei Menschen in Freud und Leid, hat ihr Leben geteilt und sich mitgeteilt als „Gott mit uns". Besonders bei denen im Dunkeln, bei den Verachteten, Schwachen, Kleinen, Aussätzigen, Sündern, Dirnen, Zöllnern, Kranken, den Sterbenden, Trauernden und sogar den Toten bei all denen am Rand des religiösen oder gesellschaftlichen Lebens hat er sein Licht leuchten lassen. Er kam als das wahre Licht in die Welt und hat allen, die ihn aufnahmen, Macht gegeben, Kinder Gottes zu werden. Kinder wohnen bis zu einem bestimmten Alter bei den Eltern. Zumindest sollten sie dort wohnen, wo sie sich wohl fühlen und groß werden können. und wo werden Kinder Gottes wohnen? Doch sicher beim Vater im Himmel - oder nicht?

 

Liebe Etzgersriether,

der Patron unserer Kirche, der heilige Georg,  war ein edler, ritterlicher Mensch, der treu bis in den Tod gegen das Böse kämpfte. Ich denke, insofern ist er für uns alle ein gutes Vorbild:

-   Kämpfen auch wir tapfer gegen die Irrwege unserer Zeit, die uns auf falsche Spuren bringen. Es gibt nur einen Weg, der ins Glück führt: Es ist der Weg, den Jesus Christus uns weist.

-   Kämpfen wir zum zweiten gegen die Unwahrheiten, sie sich wie ein Schleier über uns ausbreiten und ersticken können. Sind wir echt, wahr und glaubhaft. Bleiben wir immer bei der Wahrheit, bleiben wir bei Christus.

-   Und kämpfen wir zum dritten für das Leben. Kämpfen wir gegen eine Kultur des Todes, und für eine Kultur des Lebens: Für das Leben von Anfang an, für das Lebensrecht unserer Kinder, für die Treue in den Partnerschaften, für eine gute Familienkultur, in der Glaube, Gebet und Gottesdienst einfach zum Leben gehören.

Es mag paradox klingen: Nur wenn wir glauben, können wir glauben! Es ist wie beim Sprechen lernen: Allein durch Sprechen lernen wir das Sprechen. Allein durch Verstehen lernen wir Verstehen. Das heißt: Wenn wir uns engagiert und regelmäßig, Tag für Tag und Sonntag für Sonntag im Glauben uns mühen, können wir gläubig bleiben und immer gläubiger werden.

 

So wünsche ich euch als euer Seelsorger:

Mühen wir uns gemeinsam im Glauben, im Hoffen und im Lieben.

-  Liebe Kinder: Gott liebt euch besonders. Kommt zur Kirche, damit ihr seine Liebe auch spüren könnt.

-  Liebe Jugendliche: Suchen wir das Gespräch miteinander. Nur gemeinsam sind wir kreativ. Habt Vertrauen in die Zukunft, die euch besonders durch Christus geschenkt ist.

-  Liebe Eltern: Seid gute Vorbilder für eure Kinder, liebe sie und seid gemeinsam „Hauskirche“.

-  Liebe Alten, Kranken und Einsamen: Seid gewiss: Gott verlässt euch nicht. So gut es geht, möchte ich euch begleiten und für euch da sein.

 

Zwei Gedanken möchte ich noch erwähnen:

Zum einen heißt mein Primizspruch: „Wir sind nicht Herren eures Glaubens, sondern Diener eurer Freude.“ (2. Korintherbrief). Das möchte ich sein: Diener Eurer Freude.

Und das zweite: Ein Lieblingsgedanke aus der Bibel ist mir in den über 30 Priesterjahren sehr ans Herz gewachsen: „Die Freude an Gott ist unsere Kraft, Halleluja!“ (Buch Nehemia)

Leben wir aus dieser Freude an Gott, alle Tage!

 

Freilich: Ich bin kein Pfarrer Georg Bodner, ich möchte aber für euch Josef, euer Bruder sein. Was ich habe und was meine Kräfte hergeben, möchte ich für euch einsetzen.

Der gütige Gott und die selige Jungfrau Maria mögen wir dabei helfen. Amen.