Predigt zum Jubiläum 50 Jahre Schützenverein Etzgersrieth                   12.06.2005

Ein Ziel vor Augen haben!  Evangelium: Mt 9,16-10,8  (11.So.i.Jkr.A)

 

 

Ein alter Schlager von Katja Ebstein beginnt mit den folgenden Worten: »Im Leben, im Leben geht mancher Schuss daneben ...« Diese Worte sprechen von einer Erfahrung, die Sie alle kennen: Trotz einer guten Ausrüstung, eines guten Gewehres, trotz guter Vorbereitung kann bei einem Wettkampf so mancher Schuss danebengehen. Besonders ärgerlich ist das dann, wenn es ein wichtiger Wettkampf ist, von dem eine ganze Menge abhängt, beispielsweise eine Meisterschaft! Hier gilt mein großes Lob Euch Etzgersriether Schützen, seid Ihr doch die besten von den drei Schützenvereinen im Marktgebiet!

Sie alle, die Sie zum Jubiläum des Schützenvereins St. Georg Etzgersrieth gekommen sind, verfolgen sportliche Ziele und haben bei Ihrer Sportart Ihr Ziel immer vor sich, fest im Blick.

Wer das Ziel, eine Meisterschaft zu erringen, wer hohe sportliche Ziele erreichen will, der braucht zum einen die Begabung dazu, und zum anderen muss er viel üben, viel trainieren, um sich zu verbessern, an die Spitze hochzuarbeiten oder auch seine Spitzenposition zu halten. Dafür wird er oder sie sehr viel Zeit investieren und sich ganz auf seine/ihre Sportart konzentrieren.

 

Aber, wie schon gesagt, nicht immer verläuft alles nach Plan, so, wie wir es uns vorgestellt hatten. Denn es gibt auch Niederlagen, Rückschläge und Enttäuschungen.

Davon erzählt auch die Geschichte Jesu mit seinen Jüngern. Jesus weiß, dass nicht allzu viele Jünger mit ihm durchhalten werden. So beruft er aus den 72 die Zwölf zu seinen Aposteln. Sie sind seine besonderen Schüler, sie sendet er aus. Auf sie will er seine Kirche bauen. Doch zunächst schaut das ja gar nicht nach einer Erfolgsgeschichte aus. Petrus verrät seinen Meister in einer entscheidenden Stunde und unter dem Kreuz hat sich nur Johannes so richtig blicken lassen. Und doch ging die Geschichte weiter. Ja, in der ganzen Weltgeschichte gibt es bis heute keine vergleichbare Gemeinschaft, die größeres bewirkt hat!

 

Wer also wirklich ein Meister in seiner Disziplin, in seiner Sportart werden will, der muss auch Niederlagen und Enttäuschungen verkraften können. Wenn ich das von klein auf gelernt habe, dann brauche ich eine Niederlage nicht nur negativ zu sehen, ich kann ihr sogar Positives abgewinnen, in ihr entdecken. Denn wegen eines verlorenen Wettkampfes geht die Welt nicht unter! Es macht mich im Moment der Niederlage zwar traurig, und es tut auch weh. Zugleich aber macht eine Niederlage mich auch stark! Das werden manche unter Ihnen rückblickend auf eigene Erfahrungen sicherlich bestätigen können.

 

Und so behaupte ich: Nur wer gelernt hat, mit Niederlagen richtig umzugehen, der wird sich dann auch in der Stunde eines großen Erfolges, wenn er einmal bei einer Meisterschaft ganz oben auf dem Treppchen steht, so richtig freuen können; der wird für alle Erfahrungen dankbar sein, gerade auch für die Niederlagen und Enttäuschungen!

 

Alle, die schon viele Wettkämpfe hinter sich haben, wissen, dass ein Wettkampf seine eigenen Gesetzmäßigkeiten hat. Ein Wettkampf ist nicht im Voraus programmierbar, da steht das Ergebnis nicht von vornherein fest. Denn wenn es schon feststünde, dann bräuchten wir ja erst gar nicht zum sportlichen Wettkampf, zum Wettstreit, anzutreten! Da kommt es auf die Tagesform an, und die ist nicht jeden Tag gleich. Oder andere Dinge spielen hinein, die wir nicht beeinflussen können, die wir nicht im Griff haben.

Kurz und gut: Es ist im Sport, beim Wettkampf wie „im richtigen Leben«. Auch da werden wir nicht immer gleich Erfolg haben, treffen wir nicht immer voll ins Schwarze, z.B. im Beruf, wenn es um die berufliche Zukunft und um das Weiterkommen geht, oder auch bei der Wahl des Lebenspartners.

 

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer, da gibt es trotz aller Anstrengungen auch Fehlschüsse, „Fahrkarten“. Aber wenn dann der Volltreffer gelingt, dann ist das vielleicht auch ein Geschenk, mit einem anderen Wort gesagt: Es ist so etwas wie Gnade.

 

Ihr, liebe Schützen, habt bei Eurer Sportart immer ein Ziel vor Augen, die Zielscheibe mit den 10 Ringen. Das wünsche ich Euch aber auch für Euer Leben, dass Ihr auch da ein Ziel vor Augen habt. Denn nur wer ein Ziel für sein Leben hat, für den hat das Leben Sinn, der wird sich darum bemühen, dieses Lebens-Ziel auch zu erreichen.

 

Für uns Christen ist der Mittelpunkt unseres Lebens Jesus Christus. Um unser Lebens-Ziel zu erreichen, ist es gut, wenn wir ihn immer vor Augen haben. Er hat uns gezeigt, wie wir das Leben meistern können. Er zeigt uns, dass sogar die schlimmste Niederlage eines Menschen, nämlich der Tod, in einen Sieg verwandelt werden kann, wenn Gott mit seiner Macht eingreift.

 

So wage ich einmal zu sagen: Jesus ist wie ein Volltreffer für uns Menschen, ja der Volltreffer für uns Christen! Und der größte Volltreffer ist es, mit Jesus unser Lebens-Ziel zu erreichen und dann mit ihm für immer bei Gott leben zu dürfen.

 

So wünsche ich Euch, den Schützen, und uns allen, dass wir immer das richtige Ziel wo Augen haben, dass wir mit unserer Lebensentscheidung für Jesus ins Schwarze treffen, besonders dann, wenn einmal von uns der letzte und entscheidende Schuss unseres Lebens gefordert wird und wir nicht mehr nachladen können, dass wir dann keine Fahrkarte schießen, sondern voll ins Schwarze treffen!

Möge Euch der Hl. Georg, der Patron nicht nur dieser Kirche, sondern auch Eurer Schützengemeinschaft, vor allem dabei helfen. Amen.