Sollen die Frauen in den Gemeinden schweigen?
Geistl. Diözesanbeirat Dr. Riedl beim Frauenbund Moosbach

Moosbach, 21.07.2005
"Sollen die Frauen in den Gemeinden schweigen?" Zur Interpretation des Pauluswortes aus 1 Kor 14,34 f hielt der Geistl. Diözesanbeirat Dr. Wolfgang Riedl beim Frauenbund einen aufschlussreichen Vortrag. Mit dem "Schweigegebot" sind eine Reihe von Fragen verbunden, die nach wie vor kontrovers diskutiert werden: Geht diese Anordnung auf den Apostel Paulus oder auf einen späteren Autor zurück? Und steht sie nicht im Widerspruch zu der Feststellung des Apostels, dass Frauen selbstverständlich das Recht haben, im Gottesdienst der Gemeinde prophetisch zu sprechen? Ist das Schweigegebot nicht ein Gegensatz zu der Beobachtung, dass Paulus voll Hochachtung von verschiedenen Frauen spricht, die im Dienst der Gemeinde und der Verkündigung des Evangeliums stehen?
Der Referent stellte fest: Auch wenn das Schweigegebot nicht auf Paulus zurückgeht, behält es seinen normativen Charakter als Teil der Hl. Schrift. So ist es notwendig, diesen Text in die Gesamtheit des paulinischen Zeugnisses einzuordnen und aus den damaligen zeitgeschichtlichen Verhältnissen heraus zu verstehen.
Vor allem aber ist zu bedenken, inwiefern das Schweigegebot der "Mitte der Schrift" nahe steht. Die Freiheit der Frauen, während des Gottesdiensts der Gemeinde beten und prophetisch reden zu können, steht der "Mitte der Schrift" bzw. der Freiheit der Kinder Gottes sicherlich näher  als das Schweigegebot von 1 Kor 14,34-35. Daraus ergibt sich die wichtige Schlussfolgerung, dass es nicht berechtigt ist, diese Freiheit und damit auch die Verantwortung der Frauen in der heutigen Kirche durch das Schweigegebot einzuschränken.